2017-05-02

Mit Druck umgehen

Rechtsmedizin und HPG stellen gemeinsame Publikation vor

Fast zwanzig Jahre nach dem sogenannten „Hamburger Dekubitus-Skandal“ ist das Vorkommen von Druckgeschwüren bei Pflegebedürftigen in der Altenpflege und in Krankenhäusern deutlich zurückgegangen. Eine gemeinsame Publikation von Rechtsmedizin und Hamburgischer Pflegegesellschaft kann jetzt diese positive Bilanz der geleisteten Arbeit ziehen.

Die Einrichtung eines „Runder Tisch Dekubitus Hamburg“ soll zukünftig die Aufmerksamkeit für die dekubitusbezogene Qualitätsentwicklung in der Pflege weiter hochhalten.

 

In Hamburg wurde in der Vergangenheit das Vorkommen von Druckgeschwüren (Dekubitus) unter Pflegebedürftigen in der Altenpflege und in Krankenhäusern mit besonderer Intensität in verschiedensten Qualitätssicherungsverfahren bearbeitet. Das Institut für Rechtsmedizin und die Hamburgische Pflegegesellschaft ziehen nun mit der gemeinsamen Publikation „Mit Druck umgehen“ eine grundsätzlich positive Bilanz dieser Periode. Die von allen an der pflegerischen Versorgung beteiligten Institutionen getragenen Initiativen haben die Pflege für die Komplexität der Dekubitusproblematik sensibilisiert, Kenntnisse vermehrt und vor allem dazu beigetragen, dass sich bis heute in Hamburg dank verbesserter Prophylaxe und Therapie in allen Bereichen der pflegerischen Versorgung das Vorkommen von Druckgeschwüren bei Pflegebedürftigen stark verringert hat.  

 

Der demografische Wandel mit der steigenden Zahl an pflegebedürftigen Menschen und einer möglicherweise in der Zukunft nicht ausreichenden Anzahl an Pflegekräften erfordert aber weitere Anstrengungen, die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Mit dem „Runden Tisch Dekubitus Hamburg“, den die Hamburgische Pflegegesellschaft zukünftig mindestens einmal jährlich ausrichtet, ist eine institutionelle Vorkehrung getroffen worden, um die Entwicklung der dekubitusbezogenen Ergebnisqualität in der Hamburger Pflege in allen Sektoren unter Hinzuziehung aller verfügbaren Datenquellen und Perspektiven weiter beobachten zu können (Monitoring) und bei einer Verschlechterung des Trends oder in besonderen Fällen schnell eingreifen zu können (Interventionsfähigkeit).

 

Am „Runden Tisch Dekubitus“ sitzen Vertreterinnen und Vertreter des Landesseniorenbeirates (LSB), des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Nord (MDK), der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), des Instituts für Rechtsmedizin (IfRM), der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), des Albertinen-Hauses Hamburg, der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und der Hamburgischen Pflegegesellschaft (HPG),

 

Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft, erklärt dazu:

„In Hamburg ist es gelungen, durch gemeinsam getragene Initiativen das Vorkommen von Dekubitus bei pflegebedürftigen Menschen nachhaltig zu verringern. Ohne engagierte Pflegekräfte und engagierte Einrichtungen wären wir in Hamburg nicht so weit. Mit der Publikation „Mit Druck umgehen“ bedankt sich die Hamburgische Pflegegesellschaft bei einer ganzen Generation von Pflegekräften und ihren Einrichtungen, die sich jeden Tag der Herausforderung Dekubitus gestellt haben - und weiterhin stellen. Denn wir müssen auch in Zukunft hellwach bleiben. Der demografische Wandel bleibt die Herausforderung der kommenden Jahre und wir werden trotz des grundsätzlich guten Trends auch heute mit einzelnen, aber schwerwiegenden dekubitusbezogenen Versorgungsproblemen konfrontiert. Der hochkarätig besetzte „Runde Tisch Dekubitus Hamburg“ wird uns in unserer Stadt helfen, wie bisher gemeinsam die Entwicklung auf der Basis von Daten, Zahlen und Fakten zu bewerten und nötigenfalls auch konsequent einzugreifen.“

 

Prof. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, erklärt dazu:

 

„Die Rechtsmedizin hat Ende der Neunziger Jahre durch ihre Dokumentationsarbeit sicher einen gewissen Anteil daran gehabt, dass verschiedene Qualitätssicherungsprojekte in der Pflege angestoßen wurden, die die dekubitusbezogene Versorgungssituation in Hamburg bis heute deutlich verbessert haben. Die gemeinsam mit der HPG auf den Weg gebrachte Publikation „Mit Druck umgehen“ vergegenwärtigt viele wichtige Erfahrungen dieser Zeit. Zumal der demografische Wandel die Situation schnell wieder verschärfen könnte. Die Rechtsmedizin begrüßt deshalb die Institutionalisierung des „Runden Tisch Dekubitus“ bei der HPG und wird dessen Arbeit durch die fortgesetzte Dokumentation der pflegerischen Versorgung Verstorbener im Rahmen der Krematoriumsleichenschau unterstützen. Und sie wird nötigenfalls auch weiterhin – das bleibt unser Credo – den Finger konsequent in die Wunde legen“.     

 

Die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) ist eine Arbeitsgemeinschaft von Trägerverbänden, die in Hamburg im Bereich der ambulanten, teilstationären und stationären Pflege arbeiten.

Mitglieder sind: die Arbeiterwohlfahrt, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., der Caritasverband, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rotes Kreuz, das Diakonische Werk, der Zentralverband Hamburger Pflegedienste e.V.

 

Für Rückfragen:

Hamburgische Pflegegesellschaft e.V.

E-Mail: hpg@hpg-ev.de

Tel. +49 (0)40 2380 8788