2018-03-27

Pressemitteilung zum MDK-Bericht

HPG bestreitet Qualitätsmängel in den Hamburger Pflegeheimen

PRESSEMITTEILUNG

 

Hamburg, 27. März 2018: Die Hamburgische Pflegegesellschaft bestreitet Qualitätsmängel in den Hamburger Pflegeheimen. Insbesondere hat der 20jährige aktive Umgang mit Dekubitalgeschwüren zu einer deutlich verbesserten Versorgungssituation geführt.

 

Der NDR hat am Abend des 26. März 2018 unter der Überschrift „MDK Nord sieht Qualitätsmängel in Pflegeheimen" gemeldet, dass es in Pflegeheimen in Hamburg und Schleswig Holstein erhebliche Qualitätsmängel gäbe. Auf der Basis von durch NDR 90,3 und durch das Hamburg Journal offenbar in Auftrag gegebenen und von der Presseabteilung des MDK autorisierter - Datenauswertungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Nord (MDK Nord), berichtet der NDR insbesondere über nicht fachgerechte Vorbeugung und Versorgung von Druckgeschwüren (Dekubitus) bzw. chronischen Wunden bei Pflegebedürftigen in Heimen in Norddeutschland.

 

Die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) beschäftigt sich seit Jahren mit der Entwicklung der dekubitusbezogenen Versorgungsqualität in der Hamburger Altenpflege. Ihr liegt die Bekanntmachung der Presseabteilung des MDK Nord vor. Mit Blick auf diese Daten muss die HPG die Darstellung der Dekubitusproblematik insbesondere in der Hamburger Altenpflege durch den NDR zurückrechtrücken.

Die der HPG vorliegenden Daten des MDK Nord können möglicherweise einzelne Probleme in der dekubitusbezogenen Versorgung in Norddeutschland anzeigen. Sie sind aber in keiner Weise geeignet, das Wichtigste, das Vorkommen von Dekubitus bei Pflegebedürftigen fachlich differenziert darstellbar und bearbeitbar zu machen.

 

Nicht ohne Grund offenbar wollte der MDK Nord die gelieferten Daten – wie der NDR in seiner Meldung einräumen muss – selber fachlich nicht kommentieren. Die Zahlen werfen mehr Fragen auf, als Antworten daraus ableitbar sind. Es fehlen nicht zuletzt gesonderte und belastbare Daten zum Vorkommen von Dekubitus für Hamburg und Schleswig Holstein.

  

Hamburger Pflegeheime und ambulante Dienste befassen sich seit Jahren intensiv mit Fragen der Qualitätsentwicklung, insbesondere bei der Vorbeugung oder Versorgung von Dekubitalgeschwüren bei Pflegebedürftigen. Die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) hat mit dem Ziel einer übergreifenden kooperativen Qualitätssicherung insbesondere den fachlich ausgewiesenen „Runden Tisch Dekubitus Hamburg" initiiert. Mitglieder des „Runden Tisches" sind u.a. das Hamburger Institut für Rechtsmedizin mit Professor Püschel, die Behörde für Gesundheit- und Verbraucherschutz (BGV), der Landesseniorenbeirat (LSB), die Hamburgische Krankenhausgesellschaft, die Hochschule für angewandte Wissenschaften und eben auch der MDK Nord, auf dessen Daten die aktuelle Berichterstattung des NDR beruht.

 

Noch im November 2017 konnte das Fachgremium „Runder Tisch Dekubitus Hamburg" auf Grundlage der Informationen der Rechtsmedizin und der Daten des MDK NORD keine Anzeichen für eine besonders kritische Situation der dekubitusbezogenen Versorgung in der Hamburger Altenpflege erkennen. In 2016 etwa hat der MDK NORD im Rahmen seiner Prüfungstätigkeit in Hamburger Pflegeheimen unter 1.235 einbezogenen Pflegebedürftigen eine Quote von 3,9% Dekubitalgeschwüre der Grade 2-4 gefunden. Das kann und soll möglicherweise immer noch besser werden, ist aber kein Grund, die breite Öffentlichkeit über die Qualität der Versorgung in Hamburger Pflegeheimen pauschal zu verunsichern. 

 

Im Gegenteil: Langfristig – das zeigen Datenauswertungen über annähernd zwei Jahrzehnte – darf heute gesagt werden, dass es in Hamburg gelungen ist, das Vorkommen von Dekubitus deutlich zurückzudrängen – möglicherweise sogar auf ein kaum vermeidbares Maß. Den Druckgeschwüren ist leider nicht in jeder Pflegesituation vorzubeugen, etwa in der letzten Lebensphase eines Pflegebedürftigen, wenn abgewogen werden muss, was dem Menschen im Augenblick belastet und hilft oder wenn die Mitwirkungsmöglichkeit eines Pflegebedürftigen durch eine dementielle Erkrankung stark eingeschränkt ist.

 

Dass es auch Versorgungsmängel im Einzelfall geben kann, schließt die HPG nicht aus.

Der Runde Tisch Dekubitus bleibt deshalb sehr aufmerksam, um möglichst frühzeitig – wenn erforderlich – Maßnahmen entwickeln zu können. Bei der nächsten Sitzung im April 2018 wird die Lage erneut fachlich sauber bewertet. Und sollte sich in den für Hamburg zur Verfügung stehenden Datenquellen eine unerwünschte Entwicklung zeigen wird der „Runde Tisch Dekubitus" auch fachlich angemessen und konsequent handeln.  

 

Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft: „Ich möchte noch einmal betonen, dass Dekubitalgeschwüre für die Betroffenen mit viel Leid verbunden sind! Und ich sehe für Hamburger Pflegeeinrichtungen im Einzelfall durchaus Verbesserungsbedarf bei der Vermeidung oder Versorgung von Dekubitalgeschwüren, aber die Pflegebetriebe und ihre Mitarbeitenden tun in der Regel alles, um das Aufkommen solcher Druckgeschwüre zu vermeiden und sich und ihre Einrichtung fachlich weiter zu entwickeln. Die Dekubitusproblematik ist nicht trivial – ein gesundheitspolitisch sensibles und fachlich höchst kompliziertes Thema. Dekubitusbezogene Daten wie die des MDK müssen immer sorgfältig aufbereitet und bewertet werden. Die Kommunikation auch in der breiteren Öffentlichkeit muss fachlich sauber sein. Sonst wird nur Angst und Verunsicherung geschürt. Davon hat keiner etwas. Die Hamburger Pflegeeinrichtungen haben in Hamburg erfolgreich insbesondere schwere Dekubitalgeschwüre weitgehend zurückgedrängt."

Die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) ist eine Arbeitsgemeinschaft von Trägerverbänden, die in Hamburg im Bereich der ambulanten, teilstationären und stationären Pflege arbeiten.

Mitglieder sind: die Arbeiterwohlfahrt, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., der Caritasverband, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rotes Kreuz, das Diakonische Werk, der Zentralverband Hamburger Pflegedienste e.V.

 

Für Rückfragen:

Hamburgische Pflegegesellschaft e.V., E-Mail: hpg@hpg-ev.de, Tel. +49 (0)40 2380 8788

2018 03 27 PM zum MDK-Bericht.pdf
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